VW Bulli (T3) Motorumbau auf 1,8i DX Motor (112 PS)

Veröffentlicht: 12. Juli 1999 in T3

Vorgeschichte:

Der erste T3-Bus war ein Benziner mit 50PS-Motor. Auch wenn dieser recht zuverlässig war, so störten doch die geringen Fahrleistungen und der dafür recht hohe Benzinverbrauch.
Besonders an Steigungen bekam man graue Haare. Zudem stellte sich bei der Vorbereitung auf die TÜV-Hauptuntersuchung heraus, daß die Schweller und Einstiege völlig durchgerostet waren und sich eine Reparatur nicht mehr lohnte.
Da die 50- und 54 PS-Diesel Busse relativ hoch gehandelt werden (von den Turbodieseln ganz zu schweigen) haben wir zunächst nach einem Benziner mit Motorschaden Ausschau gehalten, um wenigstens den Motor aus dem alten Bus noch weiterverwenden zu können.
Glücklicherweise wurde uns zu einem fairen Preis ein gut ausgestatteter Benziner mit Motorschaden angeboten, der noch eine gute Substanz hatte.
Dieser entpuppte sich jedoch als ein ehemaliger 50PS-Diesel, in den ein Vorbesitzer einen 1,8L/112 PS Golf GTI Motor transplantiert – und eingetragen hatte! – Genau das, was wir uns gewünscht hatten.

Motorumbau
Dank des VW-Baukastensystems basieren die aus dem Golf stammenden (über 1,5L großen) wassergekühlten Diesel- und Benzinmotoren auf dem gleichen Motorblock. Das hatte der Vorbesitzer gut erkannt und seinen Bus mit einem GTI-Motor ausgerüstet.

Es empfiehlt sich, den 1,8L/112 PS-Motor mit den Kennbuchstaben DX zu nehmen, da dieser ein höheres Drehmoment als die 1,6L-Variante hat.
Viele Teile sind gleich, der Motorblock vom Diesel ist im Bus stärker zur Seite geneigt, was einige Änderungen im Bereich der Ölwanne nötig macht.

Benötigte Teile

Vom Dieselmotor müssen folgende Teile übernommen werden:

  • Ölwanne, Ansaugschnorchel für Ölpumpe, Ölpeilstab mit Peilstabrohr. (Die Ölpumpeist beim Diesel/GTI zwar gleich dimensioniert, im Bus ist der Ansaugschnorchel aberstärker geneigt und die Pumpenwelle etwas anders).
  • Schwungrad, Kupplung, Druckplatte und Ausrücklager. (Die Kraftübertragung ist beim   Diesel-Bus konventionell ausgeführt, beim GTI liegt die Druckplatte hinter dem Schwungrad).
  • Öl/Kühlwasserwärmetauscher und Wasserpumpenstutzen. (Der Wärmetauscher hat den Vorteil, daß sich einerseits das Öl schneller erwärmt, andererseits aber vom thermostatisch geregelten Kühlwasserkreislauf ggf. auf ca. 110 Grad heruntergekühlt wird).
  • Auspuffkrümmer und Auspuff. (Nicht ganz optimal wegen der 4-in-1 Ausführung des Krümmers und des kleineren Auspuffquerschnittes gegenüber dem GTI, funktioniert aber ganz gut).
  • Lichtmaschine mit Halterungen, Zahnriemenabdeckung sowie Motorhalterungen.
  • Ventildeckel ( ohne Einfüllöffnung )

Folgende GTI-Teile sind nötig:

  • Motorblock einschließlich Zylinderkopf, Zündanlage, Anlasser, Wasserpumpe ohne Stutzen.
  • kompl. Einspritzanlage mit Luftsammler, Drosselklappenteil, Warmlaufregler und Gemischregler.
  • elektr. Kraftstoffpumpe mit Druckspeicher und Kraftstoffilter.
  • Ölkühler.

Zum Einbau des Motors:

Der Gemischregler wird neben die Starterbatterie gesetzt. Die Ansaugluftleitung zwischen Gemischregler und Drosselklappenstutzen läßt sich vortrefflich aus 70mm PE-Rohr aus dem Sanitärbedarf zusammenstecken. Im Baumarkt gibt es für wenig Geld Rohre und Bögen in verschiedenen Längen und Winkeln mit vernünftiger Abdichtung.

Der Ölkühler ist dringend zu empfehlen, da der GTI-Motor ein thermisch hoch
belastetes Aggregat ist. Am besten, man installiert ihn vorn neben den Wasserkühler.
Man braucht dann aber fast 10m Ölschlauch bis dahin. In Verbindung mit dem Öl/Wasser-wärmetauscher vom Diesel erreicht die Öltemperatur auch bei längeren Autobahnfahrten mit 140 km/h nicht über ca. 110 Grad.

An der Bremsanlage konnten wir keine Änderungen erkennen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Standardbremsanlage, die vom 50PS-Modell bis zum 112PS-Wasserboxer verwendet wird.

Die (4-Gang-) Getriebeübersetzung aus dem Diesel sorgt für ein subjektiv recht hohes Drehzahlniveau, was aber eigentlich nicht stimmt. Das Geräuschniveau ist deutlich angenehmer als bei dem 50PS-Benziner. Bei einer Tachoanzeige von 135 km/h liegt die Drehzahl bei 5.100 U/min. Trotzdem könnte das Drehzahlniveau (und der Verbrauch) auf der Autobahn durch ein 5-Gang-Getriebe noch gesenkt werden.
Der Bus macht nun auch beladen mühelos 140 km/h und hängt sehr gut am Gas. Selbst lange Steigungen, die der 50PS-Boxer nur mit 70 km/h schaffte, kann man jetzt mit gut 120 km/h bewältigen.
So liegt denn auch das Leistungsgewicht bemerkenswerterweise etwa auf dem Niveau eines 70PS-Golf (1.000 kg / 70PS = 14,3 kg/PS gegenüber 1.650 kg / 112PS = 14,7 kg/PS). Das sorgt hin und wieder für irritierte Gesichter.
Der Benzinverbrauch liegt dabei zwischen 10 und 13L Eurosuper (50PS-Boxer: immer 13L). Selbst der Serien-Wasserboxer mit 112PS liegt Gerüchten zufolge eher bei 15 – 16L Verbrauch, was die GTI-Variante als eine akzeptable Lösung erscheinen läßt.


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